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Der »Moderne Knigge« in der Kindle-Version

Bücher in Bibliothek (Bild: Kindle-Tipps.de)

Bücher in Biblio­thek (Bild: Kindle-Tipps.de)

In unse­rer Rubrik Kind­le-Buch­re­zen­sio­nen stel­len wir in loser Fol­ge lesens­wer­te Bücher für die Ama­zon-eRea­der-Gerä­te vor. Heu­te erreich­te uns ein Bei­trag, der sich mit dem Benimm­füh­rer schlecht­hin, dem »Knig­ge«, befasst. 

Das Buch ist kos­ten­los bei Ama­zon erhält­lich (Link am Artikelende).

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Der Knigge-Autor

Juli­us Stet­ten­heim wur­de 1831 in Ham­burg gebo­ren. Er mach­te eine kauf­män­ni­sche Leh­re und stu­dier­te an der Ber­li­ner Hum­boldt-Uni­ver­si­tät Lite­ra­tur, Phi­lo­so­phie und Geschich­te. In sei­ner Stu­di­en­zeit schrieb Stet­ten­heim schon Humo­res­ken, Sing­spie­le und Pos­sen. Als er dann 1862 nach Ham­burg zurück­kehr­te, grün­de­te er eine humo­ris­tisch-sati­ri­sche Pos­til­le mit dem Titel »Ham­bur­ger Wespen«.

1867 ver­ließ er die Han­se­stadt wie­der und kehr­te nach Ber­lin zurück. Hier wur­de er Mit­ar­bei­ter beim »Klad­de­ra­datsch« und ande­ren sati­ri­schen Zei­tun­gen, grün­de­te die »Freie Büh­ne« und mach­te sich einen Namen als Ver­fas­ser von zahl­rei­chen Apho­ris­men. Auf Stet­ten­heims Wort­witz geht auch die Ber­li­ner Redens­art »Mach kei­ne Wipp­chen!« zurück.

Der Moderne Knigge

Wer die­ses Buch als Kind­le-Ver­si­on liest und einen fort­schritt­li­chen Rat­ge­ber in Sachen Benimm­re­geln erwar­tet, der wird nach den ers­ten Zei­len sicht­lich ent­täuscht sein. Ver­fasst vor über 100 Jah­ren, fer­tig­ge­stellt im Jah­re 1906, sind die erteil­ten Rat­schlä­ge weder modern, noch wirk­lich ernst gemeint. Der Autor Juli­us Stet­ten­heim ist als Ver­fas­ser von Sati­ren und Par­odien bekannt gewor­den und so ist auch die­ses Buch von Iro­nie und leich­tem Sar­kas­mus durchzogen.

Den­noch bie­tet es dem Leser mit sei­nen Aus­füh­run­gen ein durch­aus kurz­wei­li­ges Amü­se­ment. Der dama­li­ge Wort­schatz ist abso­lut fas­zi­nie­rend. Zahl­rei­che ver­al­te­te, bedau­er­li­cher­wei­se nicht mehr geläu­fi­ge Wort- und Stil­for­men kom­men in dem »Leit­fa­den durch das Jahr und die Gesell­schaft« vor. Der Stil Stet­ten­heims ist durch­aus geist­reich, selbst­kri­tisch und selbst­iro­nisch. Wem die andau­ern­de Säu­se­lei zu anstren­gend ist, zuge­ge­ben an man­cher Stel­le hät­te etwas weni­ger mehr sein kön­nen, dem sei die­se Lek­tü­re lie­ber häpp­chen­wei­se emp­foh­len. Das ist dann weni­ger anstren­gend, aber trotz­dem lohnenswert.

Zum Inhalt

Der Leit­fa­den durch das Jahr und die Gesell­schaft teilt sich in vier Tei­le auf. Im ers­ten Teil, einem Leit­fa­den durch den Win­ter, wer­den Fes­ti­vi­tä­ten, Ver­an­stal­tun­gen und pri­va­te Besu­che abge­han­delt. Hier erfährt der geneig­te Leser aller­lei über die Duld­sam­keit des Gas­tes, den Umgang mit der Gast­ge­be­rin, der obli­ga­to­ri­schen Tas­se Kaf­fee und dem kor­rek­ten Umgang mit Servietten.

Im zwei­ten Teil, dem Leit­fa­den durch den Som­mer, nimmt Stet­ten­heim som­mer­li­che Akti­vi­tä­ten und gesell­schaft­li­che Ver­pflich­tun­gen sei­ner Zeit aufs Korn. Amü­san­te The­men wie Tro­pen­kol­ler, Stroh­wit­wer und ein Par­tei­tag der Sozi­al­de­mo­kra­ten neh­men die Leser mit auf eine humo­res­ke Zeit­rei­se ins Jahr 1906.

Der drit­te Teil ist ein wohl­ge­mein­ter »Leit­fa­den durch Fest- und Fei­er­ta­ge«. Beson­de­ren Sta­tus als Fei­er­tag fin­den das Rei­ne­ma­chen, das Tele­fon und die Som­mer-Schul­fe­ri­en der Kinder.

Mit dem vier­ten und letz­ten Teil erhält der Leser einen »Leit­fa­den für den Ver­kehr mit Zeit­ge­nos­sen«. Den rich­ti­gen Umgang mit Spi­ri­tis­ten, Kunst­ken­nern, Königs­mör­dern und wei­te­ren zeit­lo­sen Geis­tern beschreibt Juli­us Stet­ten­heim in die­sem Kapi­tel. Etli­che Par­al­le­len in die heu­ti­ge Zeit sind recht auf­fal­lend und las­sen ein schel­mi­sches Schmun­zeln in den Mund­win­keln zurück.

Fazit

Die tech­ni­sche Auf­be­rei­tung ist eher als mager zu betrach­ten. Sie kommt schnör­kel­los und fast bild­frei daher. Die gut funk­tio­nie­ren­de Kapi­tel­na­vi­ga­ti­on ist daher zur Ori­en­tie­rung sehr hilf­reich. Wer aus­führ­li­che Gesell­schafts­be­schrei­bun­gen aus der Zeit um 1900 mag, der wird sich die­sem Buch ger­ne mit Freu­de und gro­ßem Ver­gnü­gen bei einem guten Glas Bor­deaux Wein hin­ge­ben. Wer den poin­tier­ten Wort­witz und den Charme einer ver­gan­ge­nen Zeit liebt, wird das Buch schät­zen. Wer aller­dings einen aktu­el­len Rat­ge­ber sucht, ist abso­lut falsch bedient.

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Down­load: Der Moder­ne Knig­ge von Juli­us Stettenheim 

 

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