Eine Technik-Allianz aus Deutschland will der Vormachtstellung von Amazon mit eigenen Produkten entgegentreten. Schon in drei Tagen, am Donnerstag, den 7. März also, soll der erste eReader starten.
„Die Zukunft der deutschen Buchbranche soll auch weiterhin bei uns liegen, und nicht in den Händen börsennotierter amerikanischer Konzerne“, sagte Weltbild-Chef Carel Halff bei der Präsentation des Gerätes und der Pläne am Freitag vor Pressevertretern in Berlin.
Gegenentwurf zum Kindle
Der erste eigene eBook-Reader heißt Tolino Shine und soll bereits vom kommenden Donnerstag an in knapp 1.500 Buchläden sowie online verkauft werden. Das Gerät kostet zunächst 99 Euro und ist dem Kindle Paperwhite nachempfunden — so ist beispielsweise das Display mit einer Hintergrundbeleuchtung versehen. Erste Tester sprechen von einer soliden Qualität des Gerätes.
Das wohl wichtigste Argument für den Kauf eines Tolino-Readers dürfte neben dem niedrigen Preis die größere Buchauswahl sein: Insgesamt stehen rund 300.000 eBooks zur Verfügung, beim Kindle sind es derzeit knapp 140.000 Titel. Die Bücher werden per WLAN an den Reader übertragen, eine Nutzung des Handynetzes ist offensichtlich zunächst nicht vorgesehen. Das derzeit einzige bestellbare Tolino-Modell hat lediglich WLAN-Anschluss.
Allianz aus Deutschland
Zur Allianz der Kindle-Konkurrenten gehören Thalia, Weltbild, Hugendubel und der Bertelsmann Buchclub — dies erklärt auch die größere Buchauswahl. Als technischer Partner ist die Deutsche Telekom mit im Boot; diese hat nicht nur die Geräte entworfen, sondern stellt auch den Cloud-Speicherplatz bereit und öffnet die 11.000 eigenen Hotspots für den Tolino.
Neue Bücher können aber auch in den knapp 1.500 Filialen der beteiligten Firmen vor Ort auf die Lesegeräte geladen werden. Gespeichert werden die eBooks dauerhaft in einer Cloud, die von der Telekom bereitgestellt wird.
Offene Fragen
Die Allianz hat sich in Stellung gebracht: Erstmals versuchen die deutschen Buchriesen gemeinsam, an der Vormachtstellung von Amazon zu rütteln. Es bleiben jedoch einige Fragen offen. Wie genau sieht beispielsweise das DR-Management aus? Wird man Bücher langfristig leihen können (anfangs geht das nicht)? Und wie bequem sind Buchauswahl und ‑bestellung wirklich? Gerade hier wird es nicht leicht werden, Amazon Paroli zu bieten.
Wir werden den neuen eBook-Reader gespannt verfolgen; im Laufe des Tages wird noch ein ausführlicher Artikel zum Tolino Shine erscheinen.
Quellen: Pressemeldung Tolino-Start, Tolino-Produktseite, News von Buchreport