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So schnell können Bücher weg sein (Bildqielle: morguefile.com)

Leser von Amazons Gnaden

Muss sich nicht um Nutzungsbedingungen kümmern: das normale Buch (Bildquelle: aboutpixel.de / antiquariat © mr.nico)

Muss sich nicht um Nut­zungs­be­din­gun­gen küm­mern: das nor­ma­le Buch (Bild­quel­le: aboutpixel.de / anti­qua­ri­at © mr.nico)

Es sind die Schat­ten­sei­ten der digi­ta­len Revo­lu­ti­on. Ama­zon sperrt das Kind­le-Kon­to einer nor­we­gi­schen Kun­din ohne die Anga­be von Grün­den. Was folg­te, war der empör­te Auf­schrei tau­sen­der Nut­zer im Inter­net. Nun hat die Betrof­fe­ne ihr Kon­to wie­der zurück. Doch was bleibt, ist die Erkennt­nis,  der Will­kür eines Groß­kon­zerns aus­ge­lie­fert zu sein.

Der Fall sorg­te auch des­halb für so gro­ßes Auf­se­hen, weil der nor­we­gi­sche Blog­ger Bek­ke­lund die genau­en Ein­zel­hei­ten auf sei­nem Blog ver­öf­fent­lich­te. Der Blog­ein­trag erzählt nicht nur die Geschich­te von dem Opfer, von Bek­ke­lund nur „Linn“ genannt, son­dern gibt auch detail­liert den Kon­takt mit Ama­zons-Kun­den­ser­vice wieder.

Ein Missverständnis eskaliert

Die Geschich­te ist zunächst recht unspek­ta­ku­lär. Ihren ers­ten Kind­le schenk­te Linn ihrer Mut­ter, die ihn Groß­bri­tan­ni­en lebt. Danach kauf­te Linn sich über eine Klein­an­zei­ge einen gebrauch­ten Kind­le, nutz­te ihn inten­siv und erwarb dabei fast 50 E‑Books von Ama­zon. Als das Gerät dann kaputt ging, erklär­te sich Ama­zon bereit, das Gerät zu erset­zen. Aller­dings unter der Vor­aus­set­zung, dass Linn eine bri­ti­sche Adres­se angab.

Nun bemerk­te Linn plötz­lich, dass ihr Kind­le-Kon­to gesperrt war. Dar­auf folg­ten meh­re­re Anfra­gen Linns an den Ama­zon Kun­den­ser­vice, weil sie wis­sen woll­te, war­um ihr Kon­to gesperrt wur­de. Zunächst gab der zustän­di­ge Kun­den­be­treu­er als Ant­wort, der Ver­stoß gegen Ama­zons Nut­zer­be­din­gun­gen eines mit Linn ver­knüpf­ten Kon­tos sei schuld. Linn woll­te nun Details wis­sen, bekam aber von Ama­zons Kun­den­ser­vice eine Absa­ge. Eine erneu­te Anfra­ge wur­de schließ­lich damit kom­men­tiert, sie sol­le sich einen neu­en Händ­ler suchen, der ihre Bedürf­nis­se bes­ser erfülle.

Am Wahr­schein­lichs­ten dürf­te sein, dass der Ver­stoß von der Per­son aus­ging, von der Linn den Kind­le gekauft hat. Ob es sich um einen inter­nen Feh­ler han­delt, der den gebrauch­ten Kind­le fälsch­li­cher­wei­se mit der E‑Mail-Adres­se des Erst­käu­fers ver­bun­den hat, bleibt unklar, auch, weil Ama­zon nach wie vor kei­ne Details nennt. Mitt­ler­wei­le hat Linn ihr Kon­to – ver­mut­lich haupt­säch­lich auf­grund des Drucks der Öffent­lich­keit – wie­der. Eine Ent­schul­di­gung oder ein State­ment von Ama­zon gibt es nicht. Was bleibt, ist nicht nur nega­ti­ve Publi­ci­ty für Ama­zons Kun­den­dienst, der sonst eigent­lich einen her­aus­ra­gen­den Ruf hat. Das Pro­blem liegt eher in der Erkennt­nis, dass gekauf­te Bücher nicht mehr das Eigen­tum des Käu­fers sind.

So schnell können Bücher weg sein (Bildqielle: morguefile.com)

So schnell kön­nen Bücher weg sein (Bild­qiel­le: morguefile.com)

Nutzen ja, besitzen nein

Zwei­er­lei ist an dem los­ge­tre­te­nen Shit­s­torm scho­ckie­rend. Ers­tens die Tat­sa­che, dass es ihn über­haupt gibt. Denn das man bei dem Kauf eines E‑Books nicht das Besitz­recht, son­dern nur eine nutz­ba­re Lizenz erwirbt, ist alles ande­re als neu. Wir ken­nen die­ses Ver­fah­ren bereits von digi­ta­len Spie­len und Fil­men. Es bedarf also eines hand­fes­ten Skan­dals, bis die­ses Vor­ge­hen den Nut­zern über­haupt auf­fällt. Oder viel­leicht auch nur, bis es ihnen bewusst wird. Erst jetzt scheint vie­len klar zu wer­den, dass sie sich durch den Kauf von E‑Books von dem jewei­li­gen Kon­zern abhän­gig machen. Die­ser bestimmt dar­über, wann und wie lan­ge das gekauf­te Pro­dukt genutzt wer­den darf. In den digi­ta­len Nut­zungs­rech­ten von Ama­zon steht das klar und deutlich.

Zwei­tens ist aber auch scho­ckie­rend, wie Ama­zon mit die­sem selbst­ge­schrie­be­nen Pri­vi­leg umgeht. Die will­kür­li­che Sper­rung einer unschul­di­gen Nut­ze­rin lässt erah­nen, wie schnell man sei­ne jah­re­lang auf­ge­bau­te Biblio­thek wie­der los­wer­den kann. Ein Miss­ver­ständ­nis reicht dafür schon aus. Linn hät­te ihren Account ohne die vie­len nega­ti­ven Schlag­zei­len wohl nicht wie­der­be­kom­men. Die Flucht in die Öffent­lich­keit scheint hier die ein­zig funk­tio­nie­ren­de Maß­nah­me zu sein.

Wege aus der Abhängigkeit

Dass Ama­zon sei­ne Nut­zungs­be­din­gun­gen ändert, ist mehr als unrea­lis­tisch. Was kann der Ein­zel­ne also tun, um dem Extrem­fall vor­zu­beu­gen? Eine Mög­lich­keit besteht dar­in, sei­ne Bücher auf dem PC zu spei­chern, am bes­ten sogar in einem ande­ren For­mat. Auch eine Rück­kehr zum klas­si­schen Buch ist für ver­schreck­te Leser natür­lich eine Alter­na­ti­ve. Immer­hin hat man hier die Gewiss­heit, dass man sei­ne Bücher behal­ten darf – egal was mit dem Ama­zon-Kon­to passiert.

Unaufhaltsam, unumkehrbar

Es ist eine bedenk­li­che Ent­wick­lung. Die Rech­te des Ein­zel­nen sind beim E‑Book-Kauf sehr ein­ge­schränkt, die Macht liegt bei Ama­zon. Das macht uns zu Lesern von Ama­zons Gna­den. Aller­dings ist das kein Ein­zel­fall. Alle Glo­bal Play­er sichern sich auf die­se Wei­se ab, um Miss­brauch vor­zu­beu­gen, wie es als Begrün­dung immer etwas lapi­dar heißt. Wir, die Nut­zer, haben uns aber auch bereit­wil­lig in die­ses unglei­che Macht­ver­hält­nis bege­ben, teils durch Unwis­sen, teils durch Unter­schät­zung. Für Ein­sicht ist es für vie­le nun zu spät. Es bleibt zu hof­fen, dass Ama­zon sei­ne Macht zukünf­tig nicht miss­braucht. Die Web­sei­te des nor­we­gi­schen Blog­gers, der den Fall publik mach­te, ist mitt­ler­wei­le übri­gens gesperrt. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

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