Ab 25. Oktober sind der Kindle Fire und der Kindle Fire HD bei Amazon Deutschland erhältlich. Amazons großer Einstieg ins Tablet-Geschäft kommt nicht von ungefähr. Jahrelang vorbereitet, verfolgt Amazon eine bestimmte, aber riskante Strategie. Für den Kunden stellt sich dabei zunächst eine andere Frage: Was kann der Fire, was kann er nicht?
Jeff Bezos: „Wollen mit dem Verkauf der Geräte keinen Gewinn machen.“
Bei der Pressekonferenz am 6. September machte Amazon-Chef Bezos eins klar: Die Preise für alle Kindle sind Kampfpreise. Teilweise sind die Geräte sogar subventioniert, wie sich bereits letztes Jahr gezeigt hat. Womit will Amazon also Geld verdienen? Die Antwort ist: wenn der Kunde etwas für seinen Kindle kauft.
Dafür, dass das Geld, welches für Produkte für den Kindle ausgegeben wird, auch bei Amazon landet, wurde in den vergangenen Jahren Sorge getragen. Bücher? Für den Kindle nur bei Amazon direkt zu kaufen. Digitale Musik mittels MP3-Download? Durch die direkte Anbindung am einfachsten ebenfalls direkt bei Amazon. Hörbücher? Mit Audible ist Amazon auch hier bestens aufgestellt. Video on Demand? Lovefilm ist ein aufstrebender Amazon-Sprössling. Sogar Zubehör für den Kindle Fire produziert Amazon teilweise selbst.
Der größte Clou ist jedoch, dass Amazon seinen eigenen App-Shop hat. Der Kindle Fire basiert auf einer frühen Android-Version. Apps für den Kindle Fire gibt es nur direkt bei Amazon. Von der Amazon-Cloud als Online-Speicher müssen wir gar nicht anfangen.
Es gibt also viele Wege, mit denen Amazon beim Kindle Fire verdienen kann. Bleibt abzuwarten, ob sich die Amazon-Philosophie auszahlt und ob sich die Aussage von Jeff Bezos, dass die Leute keine Gadgets sondern immer bessere Dienste wollen, bewahrheitet.
Kindle Fire HD oder Google Nexus?
Der direkte Konkurrent für die Kindle-Modelle in Deutschland ist nicht das iPad von Apple (zumindest, bis Tim Cook auf der nächsten Pressekonferenz ein günstiges 7“-Tablet vorstellt), sondern das Google Nexus, welches ebenfalls für 199 Euro angeboten wird.
Der Kindle Fire HD ist etwas länger, aber dafür weniger breit und ähnlich dick wie der Google-Konkurrent, der von Asus produziert wurde. Vorteile besitzt das Nexus beim Gewicht: es ist fast 50g leichter. Bei der Bildschirmtechnik setzen beide Tablets auf IPS und bieten HD-Ready. Wie sich der Kindle Fire HD in der Praxis schlägt bleibt abzuwarten, aber auf dem Papier geht hier keiner als Gewinner vom Feld. Praxis-Tests wird man auch bei der Prozessorgeschwindigkeit abwarten müssen. Zwar verfügt das Google Nexus über einen QuadCore-Prozessor und der Kindle Fire HD nur über einen DualCore, aber Amazon hat erklärt, dass dieser trotzdem schneller sei. In der günstigsten Ausführung (16 GB) hat der Kindle Fire HD 8 GB mehr Speicherplatz als das Google Tablet – bei gleichem Preis wohlgemerkt. Für 249 Euro bekommt man das Google Nexus mit 16 GB, allerdings gibt es für diesen Preis den Kindle HD bereits mit 32 GB. Per SD-Karte kann keines der beiden Geräte erweitert werden.
Die Akkulaufzeit wird beim Nexus mit 10 Stunden angegeben, was Tests (mit leichten Abstrichen) auch bestätigen. Der Kindle Fire HD soll 11 Stunden durchhalten. Glaubt man Amazon, so verfügt der Kindle Fire HD über eine zuverlässigere und schnellere WiFi-Verbindung dank der zwei WLan-Antennen. Auch der Sound soll wegen Dual-Stereo-Lautsprechern besser sein als bei anderen Tablets. Einige Features die der Kindle Fire HD nicht hat, darunter beispielsweise GPS, findet man bei Google jedoch durchaus. Mobiles Internet abseits von WLan bietet weder der Kindle Fire, noch das Google Nexus.
Insgesamt muss man aber eine große Ähnlichkeit der beiden Geräte attestieren. Der größte Unterschied liegt im Betriebssystem und den damit verbundenen Folgen. Das Google Nexus läuft mit der neusten Android-Version, der riesige App-Shop Google Play liefert haufenweise Apps. Mit dem Google Nexus hat man einerseits Freiheit und Flexibilität, aber auch die Gewissheit, die neusten Android-Updates als erster zu erhalten, da Google diese ja selbst entwickelt.
Freiheit hat man mit dem Kindle Fire im Auslieferumgszustand wenig. Der Amazon App-Shop kann, was Vielfalt angeht, nicht mit Google Play mithalten – und wird es mit Sicherheit nie können. Auch was andere Dienste betrifft, ist man mit dem Kindle Fire zunächst an Amazon gebunden. Die jeweiligen Dienste sind perfekt im Gerät integriert und besonders einfach zu bedienen. Für Einsteiger hat das auch einen Vorteil. Im Android-Dschungel kann man sich wegen der vielen Möglichkeiten schnell verirren. Der Kindle Fire HD nimmt einen an die Hand. Und auch, wenn man sich davon nicht in allen Bereichen lösen kann, kommt man dank des vielfältigen Angebotes von Amazon im Entertainment-Bereich unter Umständen schneller ans Ziel.
Was kann der Kindle Fire schlechter als der Kindle Fire HD?
Für 159 Euro hat man auch die Möglichkeit sich den alten, aber aufgemotzten Kindle Fire zuzulegen. Allerdings muss man dabei fast in allen Bereichen Einbußen hinnehmen. Das fängt bei dem schlechteren Display an, geht weiter über den halbierten Speicher und endet schließlich mit der schlechteren Akkulaufzeit. Die Bedienung des 7“-Tablets erfolgt natürlich ebenfalls per Touchscreen – allerdings nur über 2‑Punkt Mulit-Touch statt über 10-Punkt Multi-Touch beim Kindle Fire HD. Immerhin sind die inneren Werte ähnlich. Der Arbeitsspeicher ist gleich, der Prozessor nur marginal schlechter. Das triftigste und einzige Argument für den Kindle Fire ist der Preis. Für 159 Euro sind die Alternativen im Tablet-Bereich rar gesät.
Fazit
Lohnt sich der Kindle Fire bzw. der Kindle Fire HD? Wer schon vorher Amazon-Dienste genutzt hat, kann bedenkenlos zugreifen. Auch für Einsteiger sind beide Geräte durchaus einen Blick wert. Wer sich unsicher ist, sollte Praxistests abwarten. Der Preis ist mit unter 200 Euro mit Sicherheit gut. Ohne das Google Nexus wäre der Kindle Fire nahezu konkurrenzlos. So muss jeder für sich selbst entscheiden, ob er die Amazon-Philosophie unterstützt, oder eben nicht. Einfacher wird es für Amazon in der Zukunft allerdings nicht. Mit dem in den Startlöchern stehenden Windows 8 will sich auch Microsoft ein Stück vom Tablet-Markt sichern.
Kindle Fire HD (16 GB) bei Amazon
Kindle Fire HD (32 GB) bei Amazon
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Ab 25. Oktober sind der Kindle Fire, der Kindle Fire HD und der Kindle no Touch auch lokal erhältlich